Geschichte
Das Bestehen des Botanischen Gartens Jassy hat eine
sehr bewegte Geschichte, die zuerst einen Zeitraum von mehr als einem
Jahrhundert umfassen musste, um sich dann als das, was wir heute sehen
und bewundern, ausbreiten zu können.
Zusammen mit anderen kulturellen Sehenswürdigkeiten,
die aus der alten Hauptstadt der Provinz Moldau hervorgegangen sind,
nimmt der erste Botanische Garten in Rumänien, der vom Arzt und
Naturforscher Anastasie Fatu, einem großen Patriot, Philanthrop
und Kulturmensch aus Jassy, im Jahr 1856 gegründet wurde, eine
besondere Stellung ein. Der Garten breitet sich auf einem mit eigenen
Mitteln gekauften Land aus, das sich in der Nähe von Râpa
Galbena befindet, und er war von Anfang an dazu bestimmt, für viele
Jahre bis zum Tode des großen Gelehrten ein wichtiger kultureller
Ort für die jungen Studierenden, aber auch für alle anderen
Naturliebhaber aus Jassy zu sein, der ihnen die Möglichkeit gab,
anhand von echten Pflazen die botanischen Grundlagen zu studieren.
Hier
ist das, was Anastasie Fatu selbst im Jahre 1870 im Vorwort zu seiner
Arbeit „Aufzählung der Spezien, die im Botanischen Garten
von Jassy angebaut werden" als Sinn und Zweck dieses Gartens festhielt:
"Mit der Gründung dieses Gartens habe ich mir vorgenommen
einen Beitrag zur Verbesserung der Reinhaltung der Stadt Jassy zu leisten,
der Jugend das Studium der Botanik näher zu bringen, und den Naturliebhabern
die Gelegenheit zu bieten in ihrer Freizeit die Naturschönheiten
zu beobachten".
Getragen durch eigene Finanzierung und mit Unterstützung
der Behörden, wenn auch mit Unterbrechungen, bestand der Garten
von Anastasie Fatu bis hin zu seinem Tod (1886), wobei das Grundstück
nach seinem Hingang von seinem Nachkommen verkauft wurde, und sein ganzes
Leben lang mühsam gesammeltes botanische Material verloren ging.
Auf den ersten Botanischen Garten in Rumänien
und seinen Gründer A. Fatu, verweisen heute noch die Namen der
zwei Straßen: die Blumenstraße und die Anastasie-Fatu-Straße,
die sich in der Nähe des ehemaligen Gartens befinden.
Durch das Interesse an Anastasie Fatus Garten angeregt
gründet die Ärzte- und Naturforscher-Gesellschaft aus Iasi
im Jahre 1873 einen zweiten Botanischen Garten rund um ihren Sitz. Dieser
zweite Garten ist derzeit das Museum für Naturkunde. Die Aufgabe
diesen neuen Garten zu organisieren ist Dr. Dimitri Brandza anvertraut
und die dazu erforderlichen Mittel werden von der Gesellschaft zur Verfügung
gestellt. Die Pflanzen dieses Gartens werden zum größten
Teil von Anastasies Fatu eigenem Garten in Form von lebenden Pflanzen
und Samen zur Verfügung gestellt, wie im Antrag vom 11. Januar
1873, der vom Dr. Dimitri Brandza gestellt wird, nachzulesen ist. Einige
der von D. Brandza angebauten Pflanzen zwei Eichen, zwei Pappeln und
eine Rosskastanie) bestehen auch heute noch im kleinen Park neben dem
Museum für Naturgeschichte.
1870 stellt die Leitung der Jassyer Universität
die Frage der Einrichtung eines eigenen botanischen Gartens zur Diskussion,
und zwar auf dem Gründstück, das sich hinter dem alten Gebäude
der Universität ausbreitet, und wo sich derzeit die Gebäude
des Instituts für Medizin und Pharmazie befinden. Nach dieser Entscheidung
gab es einige Bepflanzungen, aber erst im Jahre 1876 sind Mittel aus
dem öffentlichen Haushalt zugeteilt worden, die dann eine umfangreichere
Entwicklung des Gartens erlaubten. Es scheint, dass sowohl die Mittel
als auch der Raum rund um die Universität nicht ausreichten, um
den Bedürfnissen der Jugend entsprechen zu können, so dass
der Garten einen eher symbolischen Wert hatte.
Im Jahr 1900, nach wiederholten und (seit 1895) insistierenden
Anfragen des Prof. Al. Popovici, fordert die Universität das sich
hinter dem aktuellen Kulturpalast befindende Grundstück für
die Gründung eines neuen botanischen Gartens. Die wiederholten
Schritte die zum Erhalten der notwendigen Mittel für die Gründung
dieses Gartens sind unbeantwortet geblieben. Obwohl hinter dem Projekt
eine sehr detaillierte Planung steckt, konnte es aufgrund fehlender
Mittel und später infolge des Ersten Weltkriegs nicht zu Ende geführt
werden. An dieses Projekt erinnert heute nur noch die Straße Botanica,
die sich in der Nähe des Kurbades befindet.
Um den Anforderungen der biologischen Bildung zu entsprechen,
gründet Prof. Al. Popovici im Jahre 1921 einen neuen Botanischen
Garten auf dem Grundstück, das sich hinter dem neuen Gebäude
der Universität ausbreitet, und das zirka 1 Hektar groß ist,
und auf dem eine kleine Anlage der Gewächshäuser für
tropische Pflanzen errichtet wird. Dieser Garten hat dem Jassyer Botanik-Unterricht
für mehr als 40 Jahre gedient, als er 1963-1964 auf den jetzigen
Standort auf den Copou-Hügel verschoben wurde.
Von diesem letzten botanische Garten sind heute zum
einen die Bäume und Sträuchern im Park noch erhalten, der
sich zwischen dem alten Universitätsgebäude, der Mensa und
dem Studentenwohnheim in der Copou-Straße ausbreitet, zum anderen
ein kleines Gewächshaus „Turm", in dem Palmen und Bananenstauden
angebaut wurden.
Im Jahre 1960, anläßlich des Hunderjährigen
Jubiläums der Universität wurde die Lage des Botanischen Gartens
präsentiert. Dabei kam es zu dem Schluss, dass der Garten den Bildungsanforderungen
nicht mehr entsprechen würde. Infolgedessen wurde im Jahre 1963
als Standort für einen neuen botanischen Garten das Grundstück
bestimmt, das auf dem Copul-Hügel, in der Dumbrava-Rosie-Straße
liegt. Eine techisch-wirtschaftiche Untersuchung wurde vorgenommen und
in den kommenden Jahren wurde die Übernahme der Grundstücken
eingeführt, das Netz der Straßen und Gassen und Plantagen
organisiert, und dann der Bau und Bevölkerung des Gewächshauses
begonnen - anfangs noch anhand der Materialien, die aus den alten botanischen
Garten stammten.
Zum ursprünglich übernommenen Grundstück kamen schrittweise
ergänzend andere Grundstücke hunzu, so dass die heutige Fläche
fast 80 Hektar erreicht hat.
Seit dem Jahre 2000 ist der Jassyer Botanische Garten Gründungsmitglied
des Verbandes der Botanischen Gärten Rumäniens.
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